DEUTSCHE SCHWÄNKE. Mit Anmerkungen und Erläuterungen herausgegeben von Leander Petzoldt, Hohengehren 2002. 392 Seiten.
ISBN: 3-89676-396-2
Lüsterne Frauen, buhlerische Pfaffen, betrogene Ehemänner und törichte Bauern, betrügerische Advokaten, listige Wirte und grobe Landsknechte - das ist das Figurenrepertoire der mittelalterlichen Schwankerzählungen. Es gibt einen festen Bestand an spezifischen Schwankstoffen, einen Fundus an Themen und Motiven, der bis in die frühe Neuzeit traktiert wird, - nicht weil die Welt des Mittelalters nur so gewesen wäre, sondern weil der Verstoß gegen die Norm die Komik provoziert. Allein die Freude an Unflätigkeiten, Obszönitäten und am Skatologischen darf man wohl speziell dieser Epoche zuschreiben. Zwar entsprechen Gestalten, Episoden und Situationen der Schwanke der jeweiligen gesellschaftlichen Wirklichkeit, doch sind sie nie getreues Abbild dieser Wirklichkeit.
So wie der höfische Minnegesang eine "Stilisierung nach oben" darstellt, so zeigt der Schwank eine Stilisierung nach unten. Die Wirklichkeit des Schwanks ist literarischer Art, seine Stoffe sind zeittypisch, wie seine Gestalten typisch sind, aber sie vermitteln keine Realität. Die Autoren der Schwankbücher wollten unterhalten, den Reisenden die Zeit verkürzen und lustige Geschichten für lustige Leute auf Schiffen, in der Badestube oder auf dem Rollwagen erzählen.
So gibt diese Anthologie einen repräsentativen Überblick über die Entwicklung des Schwanks im deutschsprachigen Raum, seine Formen und Motive, von den Anfängen bis zur Gegegnwart. Sie macht Entwicklungen sichtbar und stellt thematische Bereiche von grundsätzlicher Bedeutung vor. Dabei konnte eine große Zahl bisher unbekannter Sammlungen insbesondere der frühen Neuzeit, ausgewertet werden. |