HISTORISCHE SAGEN. BAND I. Mit Anmerkungen und Kommentar. München: C.H. Beck 1975. 430 S., 30 Abb. und Karten. 2. Aufl. Hohengehren 2001.
ISBN: 3-89676-394-6
HISTORISCHE SAGEN. BAND II. Mit Anmerkungen und Kommentar. München: C.H. Beck 1977. 370 S. 30 Abb. und Karten. 2. Aufl. Hohengehren 2001.
ISBN: 3-89676-393-8
Anders als die Sammlung deutschsprachiger Volkssagen, die auch unter dem Begriff ‚mythische bzw. dämonologische Sagen‘ zusammengefasst werden können (vgl. hierzu die Einleitung zu diesem Band) und die ein verhältnismäßig homogenes Bild hinsichtlich ihrer Entstehung und Tradierung bieten, entstammen historische Sagen den unterschiedlichsten Quellen und liegen oft in einer literarisierten Form vor. Obwohl sie ihre Prägung häufig einem auf die Deutung der Geschichte gerichteten oberschichtlichen Interesse verdanken, spiegeln sie jedoch in besonderem Maße volkstümliche Vorstellungen wider, denn auch die Historiographien einer vorwissenschaftlichen Geschichtsschreibung schöpften aus den Quellen der populären Tradition. Daher enthält diese Sammlung, deren zeitlicher Rahmen sich von der Antike bis zur Erzählüberlieferung der beiden Weltkriege spannt, zahlreiche Erzählungen und Berichte, die im strengen Sinne nicht der oralen Überlieferung entstammen, oder die nur sekundär auf mündliche Tradition zurückgehen.
Die Sagen wurden nach inhaltlichen Kriterien in 19 Gruppen zusammengestellt (Bd. I, Nr. 1-434, Bd. II, Nr. 435-800), innerhalb der Gruppen wurde, soweit möglich, eine chronologische Anordnung gewählt. Bei bestimmten Persönlichkeiten, um die sich reiche Sagenzyklen gebildet haben (Karl der Große, Faust, Virgilius, Heinrich der Löwe, Herzog Ernst, Herzog von Luxemburg, Störtebeker, Schinderhannes), wurde versucht, diese Überlieferung aus den verschiedensten Quellen zu dokumentieren und, soweit es sich um eine vorwiegend literarische Überlieferung handelt, diese durch Varianten aus der mündlichen Volksüberlieferung zu ergänzen. Bei diesen Versionen ist jeweils die Herkunftslandschaft im Anschluss an den Text angegeben.
Neben Texten aus der mündlichen Volksüberlieferung sind alte Chroniken, Reiseberichte, Sammlungen von Denkwürdigkeiten, topographische Werke, parapsychologische Literatur, Flugblätter und Mirakelberichte, Volksbücher, Kuriositäten- und Prodigienliteratur, alte Zeitungen und Biographien zur Auswahl herangezogen worden. Erstmals erscheinen in einer Sagensammlung auch Erzählungen mit parapsychologischem Gehalt und Berichte über UFO-Phänomene sowie moderne Sagen und »Großstadtmythen«, da es sich hier zweifellos um moderne Mythenbildungen bzw. um Glaubensäquivalente zu entsprechenden Sagenbildungen früherer Jahrhunderte handelt.
Der Kommentar weist auf Varianten der populären Erzählüberlieferung hin und erklärt die einzelnen Sagenstoffe motivgeschichtlich, versucht sie vor ihrem kulturhistorischen Hintergrund zu sehen und gibt Hinweise auf historische Zusammenhänge. Insbesondere aber werden parallele Bearbeitungen von Sagenstoffen und historischen Ereignissen in der Literatur vergleichend herangezogen.
Die Auswahl der Abbildungen geschah nicht nur nach illustrativen Gesichtspunkten, sondern nach ihrem Quellenwert für die jeweilige Sage.
Abschließend sei den Personen und Institutionen gedankt, die mir wiederum freundlicherweise Texte und Bilder vermittelten oder die Genehmigung zum Abdruck erteilten; sie sind jeweils an der entsprechenden Stelle genannt.
Leander Petzoldt |