Leander Petzoldt, Beiträge zur Europäischen Ethnologie und Folklore.
Reihe A: Texte und Untersuchungen.
Heinz Huther, Zauberschwert und Teufelsmesser. Zur Kulturgeschichte von Messern und Klingen in der populären Erzähltradition.
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2013.
413 S., 3 farb. Abb., 31 s/w Abb.
ISBN 978-3-631-62284-8
Schneidende und stechende Werkzeuge, vom Messer bis zur Schere, Beil und Axt, und
Hieb- und Stichwaffen wie Schwert, Säbel und Dolch sind in populären Volkserzählungen,
insbesondere in Sage, Märchen und Schwank, unentbehrlich und als Reflex der in ihnen
gespiegelten Lebenswirklichkeit fast allgegenwärtig. Die Texte und die ihnen gewidmete
Forschung behandeln sie auffällig beiläufig, fast geringschätzig. Die zutreffende Bewertung ihrer
Rolle setzt eine umfassende Bestandsaufnahme und den Vergleich ihrer Erscheinungsformen
voraus. Die hiermit vorgelegte Bestandsaufnahme berücksichtigt ausgehend von den Märchen
und Sagen des Altertums, des Mittelalters und der Neuzeit auch das europäische und das
deutsche Kunstmärchen. Über 140 ausgewertete Sammelwerke dürften einen repräsentativen
Überblick ermöglicht haben. Populäre Erzählungen fast aller Zeiten und Völker, insbesondere
aber Märchen, schildern Zerstückelungen von Menschen und Tieren, vor allem Enthauptungen,
was zu intensiven Diskussionen über die Zuträglichkeit solcher Themen nicht nur für Kinder
führt. Die bisherigen Deutungen des Phänomens werden gesichtet, ergänzt und erweitert.
Als wesentliche Funktionen schneidender und stechender Geräte kommen die des schlichten
Werkzeuges in Betracht, die des Verbrechenswerkzeuges, aber auch - nicht selten als Teil
einer magischen Dreiheit - die als Träger dieser Magie, als Brücke in das Reich des Jenseitigen
und nicht zuletzt als Manifestation des Unbewussten. Linien in die Gegenwart volkstümlicher
Literatur schließen die Gesamtschau ab.
Aus dem Inhalt:
Die mythischen Wurzeln - Märchen der Vor- und Frühgeschichte und der Naturvölker -
Märchen der Antike - Die Sagen des klassischen Altertums - Märchen des Mittelalters 29 - Italienische
Anfänge - Von Boccaccio über Geoffrey Chaucer zurück nach Italien - Eine neue Mode: Die Feenmärchen
- Zur Realität von Strafen in der Volkserzählung - Deutsche Sammlungen von Wieland bis zu den Brüdern
Grimm - Messer, Werkzeug und Waffe im Licht der Volkserzählung - Magische und numinose Orte -
Messermagie, insbesondere im religiösen Volksglauben - Zauberschwert, Zaubersäbel, Zauberdegen -
Zauberwerkzeuge und -requisiten: Axt, Beil, Schere, Spindel, Säge, Zange, Nagel, Nadel - Lebenszeichen
und sympathetisches Band - Die Jenseitigen und die Klingen - Himmel und Hölle - Schnitte und
Zerstückelungen - «Köpfe alle runter, nur meiner nicht!» |